Lange Lieferzeiten für E-Autos: Kunden zittern um Förderung

Wer einen Stromer kaufen will, braucht derzeit einen langen Atem. Das bringt die Förderung in Gefahr und schreckt Kunden ab.
| Martina Scheffler
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E-Autos sind begehrt, viele haben aber lange Lieferzeiten. Wer Fristen für Fördergelder einhalten will, steht unter Druck.
E-Autos sind begehrt, viele haben aber lange Lieferzeiten. Wer Fristen für Fördergelder einhalten will, steht unter Druck. © imago images/Christian Ohde

Unterbrochene Lieferketten und Materialknappheit wegen der Pandemie und des Krieges in der Ukraine, gleichzeitig hohe Nachfrage - wer sich jetzt für ein Elektroauto interessiert, sollte Geduld mitbringen. Teilweise müssen Kunden mehr als ein Jahr auf ihre neuen Wagen warten, ergab eine Mitte März veröffentlichte Analyse des Vergleichsportals "carwow".

Wartezeiten von über einem Jahr: Was ist mit der Förderung für E-Autos?

Nur wenige untersuchte Marken brauchten weniger als ein Dreivierteljahr für die Lieferung. Auf diese konzentrierten sich die Verkäufe, da Förderrichtlinien für 2023 noch unbekannt seien, so "carwow".

Die Ungewissheit, mit welchen Fördergeldern man rechnen kann, schreckt offenbar viele potenzielle Käufer ab. Schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) gefordert, bei der Förderung von Elektrofahrzeugen solle das Bestelldatum, nicht das Datum der Auslieferung entscheidend sein.

Einige Marken bekommen durch den Ukraine-Krieg noch mehr Probleme

Auf Unklarheiten bei Fördermöglichkeiten führte der ZDK zurück, dass sich in einer eigenen Umfrage die Hälfte der Kunden, die sich im Januar für den Kauf eines batteriebetriebenen Fahrzeugs oder eines Plug-in-Hybrids interessiert zeigten, gegen den Kauf entschied. Bei Lieferzeiten komme es zwar auf das Fabrikat an, sagt ZDK-Sprecher Ulrich Köster der AZ. Es sei aber klar, dass einige Marken je nach Zulieferer durch den Krieg nun noch mehr Probleme bekämen.

Markus Emmert: "Der Markt muss sich neu finden" 

Lange Lieferzeiten als Risiko für den Erhalt von Fördergeld verschärften die Problematik, sagt Markus Emmert, Vorstand und Fachbeirat des Bundesverbands eMobilität (BEM).

Markus Emmert, Vorstand und Fachbeirat des Bundesverbands eMobilität (BEM).
Markus Emmert, Vorstand und Fachbeirat des Bundesverbands eMobilität (BEM). © imago images / Lackovic

Wenn etwa der Umweltbonus mit Investitionskostenzuschuss als Leasing-Anzahlung nicht in der geplanten Höhe fließe, "entsteht ja ein Finanzierung-Gap, den ich entweder privat zahlen muss, oder im worst case platzt sogar die ein oder andere Finanzierung. Das wäre höchst frustrierend und ist das falsche Signal". Lieferengpässe seien immer enger geworden und durch den Krieg noch dramatischer.

Lieferzeiten von zwölf Monaten seien noch kurz, "teilweise sind es 18, 24 Monate, das heißt, das ist alles nicht mehr wirklich planbar und kalkulierbar". Nachfrage und Bedarf nach Elektromobilität würden sich zwar nicht verringern, so Emmert zur AZ. Allerdings werde sich der Markt "neu finden" müssen, wenn Klarheit über Förderbedingungen herrsche.

Der BEM hat laut Emmert bereits dem Bundeswirtschaftsministerium ein zweistufiges Antragsverfahren vorgeschlagen: So soll nach verbindlicher Autobestellung und Widerspruchsfrist eine Antragstellung auf Förderung zu den dann gültigen Bedingungen möglich sein, auf die es eine vorzeitige aufschiebende Bewilligung gibt. "Ausgezahlt wird dann nach Zulassung."

Tipp: Auf derzeit am Markt verfügbare Modelle konzentrieren

Momentan ist die Antragstellung erst bei Zulassung möglich, "hier sollte deutlich mehr Verbindlichkeit geboten werden". Es müsse sofort Abhilfe geschaffen werden. Einziges Problem: Mit dem zweistufigen Verfahren würden auch Plug-in-Hybride gefördert, die man perspektivisch nicht mehr so stark fördern wolle.

Emmerts Rat an kaufwillige Verbraucher: Wer auf Nummer Sicher gehen wolle, solle sich auf Fahrzeuge konzentrieren, die derzeit am Markt verfügbar sind. Man müsse sich zwar vermutlich in Bezug auf Farbe und Ausstattung etwas einschränken, komme aber in den Genuss von Umweltbonus und Investitionskostenzuschuss.

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Norbert Endres, Energieberater für die Verbraucherzentrale Bayern, rät Kaufinteressenten "zu Gelassenheit". Es solle auch niemand glauben, dass er als Käufer allein von Fördermitteln einen Nutzen habe - auch Anbieter und Handel profitierten durch die erhöhte Nachfrage.

Er appelliere an die Bundesregierung, künftig "nur noch vollelektrische Fahrzeuge mit einem Maximalverbrauch von 14 kWh pro 100 Kilometer nennenswert" zu fördern, so Endres zur AZ. Wichtig sei, dass "leichte, kleine und hocheffiziente Personenkraftwagen" produziert werde. "Das ist bislang noch nicht der Fall, zumindest allzu oft nicht in Deutschland."

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